Sonntag, 30. September 2018

Sonntagsserie,Der Zwerg,der aufmüpfig wurde-Teil 6

Sechstes Kapitel

Wirtschaftliche und politische Mühlen beginnen zu mahlen

Reto  Schwätzli eilte den Gang zum Konferenzraum der Bechard-Konzernzentrale in Basel, entlang. Der Bechard- Konzern kontrollierte große Teile der europäischen Lebensmittelproduktion unterschiedlichster Art, darunter auch eine Getränke-Sparte,für die Schwätzli zuständig war.

Er war ein kleiner Mann ,Mitte Vierzig,mit angegrautem Haarkranz und Nickelbrille. Atemlos betrat er den Konferenzraum, in dem bereits der Vorstand ,unter der Leitung des Vorstandsvorsitzenden Carlo Krämi tagte.

„Setzen sie sich Schwätzli“, sagte Krämi, ein großgewachsener, weisshaariger Endsechziger ,mit glattrasiertem Gesicht, und stechenden, grauen Augen unter buschigen Brauen.
Wir haben sie hergebeten, wegen diesem Bericht“, er wies auf eine, vor ihm liegende, Zeitung.

„Diese Mineralwasserquelle in dem Deutschen Dorf…“
„Fürstentum“, berichtigte ihn einer der Manager
 „Na eigentlich ist es doch ein Dorf“
„Für sie vielleicht, aber sie nennen sich Fürstentum und gehören,nach eigener Auffasssung nicht mehr zu Deutschland. Sie haben sich für unabhängig erklärt.“

„Aber die Bundesregierung hat das doch nicht anerkannt, also ist es Deutschland“
„Streng genommen ja, ich hörte ,sie wollen bereits etwas unternehmen.“
 „Wie dem auch sei, Schwätzli, was wissen sie über die Quelle?“

„Nun“ ,begann Schwätzli, und erhob sich „Es handelt sich um eine Hochwertige Mineralwasserquelle mit Heilwasserqualität. Meine Mittelsmänner teilten mir auch mit, das sie sehr ergiebig ist.“
„Und wie gewinnträchtig ist sie?“
„Sehr“, antwortete  Schwätzli „Bei der Qualität und der Ergiebigkeit sind Gewinnmargen im Millionen- ,bis Milliardenbereich drin.“

„Wie können wir sie am einfachsten kriegen?“
 „Nun, meiner Einschätzung nach, wäre es am Besten für uns ,wenn wir die Unabhängikeitsbestrebungen Güllebergs unterstützen. Ein kleines Fürstentum, oder wie auch immer die sich nennen, lässt sich leichter korrumpieren, als Deutschland ,und vor allem preiswerter. Die deutschen Politiker sind doch ziemlich gierig. Diese Kleinstaat-Politiker dürften da bescheidener sein.“

 „Hmm interessant“, meinte Krämi , „und wie würden sie´s anstellen?“
 „Ich plane ,mich morgen mit meinem Schwager, einem Beamten im Außenministerium zu treffen,dann fahren wir nach Gülleberg und knüpfen diplomatische Kontakte“
„Gut, stimmen wir darüber ab“, sagte Krämi „Wer ist dafür?“
Alle Hände hoben sich
. „Schön. Ach, es ist ihnen natürlich klar, das der Name unseres Unternehmens nicht öffentlich auftauchen darf.“
„Versteht sich“, entgegnete Schwätzli.

*
Fern davon,in Berlin, sass Staatssekretär Stabel  dem Agenten Paul Heimlich in einem Hotelzimmer gegenüber.
„Nun ,haben sie ihren Auftrag verstanden?“
Heimlich war ein kleiner schmächtiger Mann mit zurück gekämmten mausgrauen Haar, und einem Gesicht, das ebenfalls irgendwie mäuseähnlich wirkte, mit den kleinen braunen Knopfaugen, der spitzen Nase und dem schmallippigen Mund.

„Alles klar“, sagte Heimlich mit leiser Stimme „Destabilisierung Güllebergs, Diskreditidierung seiner Regierung und Anzettelung eines Aufstandes ,mit dem Ziel des Wideranschlusses an Deutschland. Übrigens, wenn ihr das mit Putin weiter plant ,kann ich noch russische uniformen besorgen.“

„Ähem, na warten wir erstmal ab. Wir bereiten schon Pressemitteilungen vor ,die das Ganze unterstützen sollen. Offiziell gehört Gülleberg immer noch zu Deutschland., und so soll es auch bleiben. Jetzt ,wo sie die Mineralwasserquelle gefunden haben, ist das noch umso dringlicher. Ach noch Eins: Die Bundesregierung bleibt narürlich nach Außen hin aus dem Spiel. Wenn etwas schief geht, wir wissen von nichts. Die Kanzlerin wird jede Kenntnis leugnen.“

 „Das tut sie doch sowieso immer“, feixte Heimlich
„Blödmann“, gab Stabel unwirsch zurück. Innerlich aber, musste er dem Agenten Recht geben .Wenn nun die Sache schief ging und etwas nach Außen drang, wer würde dann verantwortlich sein? Und irgendwie kam er immer zu dem Ergebnis, das er am Ende der Dumme war. Blöde Situation, da musste man doch was machen können. Nachdenklich schied er von Heimlich, der sich auf den Weg machte ,seine Mission anzutreten.

*
An einem anderen Ort in Berlin saßen die Verteidigungsministerin, ein General und ein junger Leutnant des Militärischen Abschirmdienstes zusammen.

„Ist es denn möglich, das wir militärisch gegen Gülleberg vorgehen?“ fragte Martin Jensen, der MAD-Leutnant
„Im Moment noch nicht“, sagte die Ministerin, „aber das kann sich schnell ändern, und es wird sich ändern. Wir müssen endlich die Leistungsbereitschaft unserer Armee unter Beweis stellen. Immerhin wäre es nicht mal ein Einsatz im inneren“
 „Darum sollen wir eventuell auf sie schiessen?“

„Jensen, wenn sie ein Gewissen haben, sind sie in ihrem Job schlecht aufgehoben“, sagte der General „Sowas ist nur hinderlich bei der Beförderung Es geht ja auch um unseren Etat.“
„Ja, aber rechtfertigt das einen Krieg?“
 „Guter Mann“, meinte die Ministerin „Es ist alles gerechtfertigt, was dem Wohl unseres Landes und seiner Wirtschaft dient. Ausserdem geht es erstmal nur darum auszukundschaften, wie ihre Armee- und Waffenstärke ist, das können wir allein mit Satelliten nicht erkunden. Alles Andere entscheiden wir dann, wenn wir diese Informationen haben. Aber wenn sie nicht wollen,gibt es sicher noch andere für diese Mission“
 „Nein, nein“, antworte Jensen düster,“ Ich mach´ s“
 „Gut“,meinte der General „Dann gehen wir jetzt in mein Büto und beprechen die Einzelheiten.“

Und so kam es ,das sich drei Personen auf den Weg ins kleine, vorher noch unbedeutende Gülleberg machten .mit Absichten, die nicht wirklich zum Besten des neugeborenen Staates waren…      

Sonntag, 23. September 2018

Sonntagsserie: Der Zwerg,der aufmüpfig wurde-Teil 5

Fünftes Kapitel

Über eine spritzige Entdeckung, die großes Interesse an einem kleinen Staat weckt

Die Bundeskanzlerin lehnte eine Anerkennung der Republik Fürstentum Gülleberg als unabhängiger Staat ab, hielt es aber auch nicht für angebracht ,Militär aufmarschieren zu lassen. Sollten sich aber Gerüchte bewahrheiten ,wonach russische Agenten die Region destabilisiert und aufgewiegelt haben, so müsse man selbstverständlich handeln Hinweise auf eventuelle Menschenrechtsverletzungen konnten aber nicht bestätigt werden.
Zunächst wolle man das Problem diplomatisch lösen. hierzu sei bereits eine Person entsandt worden.“

„Was soll dieser Quatsch mit den Russen? Der einzige Russe hier ist Oleg, der Landmaschinenmonteur von Klinke, und der lebt schon so lange hier, das er eigentlich schon als Deutscher durchgeht. Überhaupt, wen wollen die denn schicken? Den Außenminister?“

Kalle Mummsen faltete die Zeitung zusammen, und warf sie auf den Schreibtisch.
 „Vielleicht sollte ich diese Schreiberlinge mal hierher einladen, damit sie sich selbst n´ Bild machen können“, brummte er. Das die von der Politik sich irgendwann einschalten würden, war ja klar, und offenbar war ihnen jedes Mittel Recht, um den Aufmüpfigen Ort zur Raison zu bringen. Er war aber entschlossen, sich nicht zu beugen.  

*
In Brüssel saß Eu-Sekretär Carl de Geerig an seinem Schreibtisch und ging die Zeitung durch. Als Holländer war er der deutschen Sprache gut mächtig und las auch deutsche Zeitungen, und so las er auch von Gülleberg. Gerade kam sein Assistent Michel van Geet herein.

„Sagen sie mal, Van Geet ,was hat es denn mit diesem Gülleberg auf sich?“
 „Nun, ein kleines Kaff in Norddeutschland, das sich aufgrund eines mittelalterlichen Dokumentes für unabhängig erklärt hat, und aus der EU ausgetreten ist.“ 
„Moment, es gehör doch zu Deutschland“
 „Nein, das heißt, sie sehen sich jetzt als eigenständiger Staat Fürstentum Gülleberg“ 
„aber die können sich doch nicht einfach für unabhängig erklären, das werden wir nicht anerkennen!“
 „Hat die Bundesregierung auch nicht getan. Aus meinen Quellen in Berlin weiss ich, das die Kanzlerin schon jemanden beauftragt hat ,etwas zu unternehmen. Ich schlage vor,das wir uns erstmal raushalten und es den Deutschen überlassen.“
 „Ja, ist wohl am Besten so.“

*
In Gülleberg, genau gesagt am Gülleberg, ging Forstgehilfe Ronny Borke durch den Staatsforst ,um für geologische Untersuchungen Gesteinsproben zu sammeln. Er selbst verstand wenig von Geologie, aber er war ebenso verständiger, wie gutmütiger Mensch, und wenn man es ihm erklärte war es für ihn kein Problem. 

So schritt er nun durch den Forst ,dem Felsen ,auf dem die Burgruine stand zu, bis er davor stand. Er nahm den Rucksack ab ,in dem er die nötigen Geräte hatte ,und entnahm ihm das Werkzeug, Hammer und Meisel, und begann aus dem Fels Stücke heraus zu schlagen. So machte er es an verschiedenen Stellen des Felsens, bis er zu einer Stelle kam, die mit Moos bewachsen und feucht war. 

Auch hier begann er zu schlagen, doch plötzlich sank der Meisel tief ein. Er hantierte stark, hakelte und wackelte, und plötzlich gab der Fels nach und bröckelte unter ihm weg. Eine Fontäne schoss herauf. Es war klares Wasser.

 „Wieso gibt ´s denn hier ne´ Quelle?“ ,fragte sich der durchnässte Forstgehilfe und betrachtete die kräftige Wasserfontäne. Instinktiv entnahm er seinem Rucksack ,seine ,inzwischen leer getrunkene Thermosflasche ,öffnete sie und hielt sie in das Wasser, bis sie voll war. “Kann ich ja mal mit ins Labor nehmen“ ,dachte er sich.

*
Eine Woche später saß Kalle Mummsen im fertig gewordenen Fürstenpalast mit Fürst Jan zusammen(Es war immer noch ein etwas merkwürdiges Gefühl den ehemaligen Knecht so zu nennen). Gerade besprachen sie ein paar amtliche Dinge ,als der neue Wirtschaftsminister ,der Landmaschinenhändler Hein Klinke, gefolgt von der Laborantin Lara Gift herein kam. Er war sehr aufgeregt.

 „Kalle,du wirst es nicht glauben“,rief er „Oh,ähm,euer Durchlaucht“,sagte er dann mit Blick auf den Fürsten. „Was nicht glauben?“, fragte dieser. 
„Lara,ach ja…Lara Gift,aus dem Labor von Alois  Grünkern,unserem Müllfahrer und Umweltminister,sie hat eine große Entdeckung gemacht.“ 
„Na ja,sagte die zierliche blonde Frau neben ihm ."eigentlich hat es der Ronny entdeckt.Er sollte im Staatsforst Gesteinsproben nehmen ,und ist dabei auf eine Quelle gestoßen.Er hat eine Probe des Wassers mit genommen,die ich mit untersucht habe.“ 
„und ?“,fragte Kalle.

 „Reinstes Hochwertiges Mineralwasser.Genau genommen erfüllt es sogar Heilwasserqualität.“ 
„Soll das heißen ,wir haben hier eine Mineralwasserquelle?“ 
„Eine sehr ergiebige sogar“ 
„Das wäre ein Riesengeschäft.Wir wären damit eine sehr reiche Gem....,Staat“, rief Kalle 
„Eben“,sagte Klinke, „Das wird ein Riesengeschäft“
 „Gülleberger FürstenQuelle“,schwärmte nun selbst Jan.

Doch durch diese Entdeckung wurde nun erstrecht Interesse für Gülleberg geweckt,und jetzt nicht mehr nur in der Politik

 Fortsetzung folgt

Sonntag, 16. September 2018

Was machen wir nur mit den Nazis?

Hevroragender Artikel von Matthias Bröckers

Ich hate mr auch viele Gedanken zum Thema gemacht, aber Bröckers bringt es wunderbar auf den Punkt,wie wir eigentlich an den Ursachen vorbei diskutieren:

(...)Auch wenn nach aktuellen Umfragen die AfD bei der nächsten Wahl in Sachsen mit ihrem 1-Punkt Programm „Anti-Migration“ stärkste Partei wird, sind Migranten und Flüchtlinge natürlich nicht das eigentliche Problem. Sie sind nur der Sündenbock an dem sich die Sorgen der besorgten Bürger wohlfeil entladen. Wären sie morgen alle weg, hätten sie keine Sorge weniger. Aber kein Ventil mehr, dem sie ihre Ängste und Sorgen zuschreiben und ihre Wut ablassen können. Und die AfD, die außer Fremdenfeindlichkeit nichts zu bieten hat, wird mit ihrem durch und durch neo-liberalen Parteiprogramm keine der Sorgen von Alleinerziehenden, Mietern, Rentnern, Leiharbeitern, Minijobbern usw. lindern.
Die Globalisierung ruft nicht mehr, sie kommt. Und sie kommt in Massen. Nicht freiwillig, sondern als Ergebnis der Kriege und der Politik, die Europa und die USA angerichtet haben. Und die Ursachen für diese neuen Völkerwanderungen werden nicht beseitigt, selbst wenn Europa sich komplett einmauern könnte. Notwendig ist eine komplette Neuausrichtung der Militär-, Bündnis- und Einwanderungspolitik. Wer weiter nach Gusto Länder bombardiert und entstaatlicht wie das US-Imperium und seine europäische Gehilfen das seit Jahrzehnten tun, produziert immer neue Flüchtlingsströme – und in der Folge immer mehr Nazis, nicht nur in Deutschland. Sie sind die Symptome und nicht die Ursache der Krise. Und so nötig es ist, akute Symptome einzudämmen, so aussichtslos bleibt es, wenn man nicht die Ursachen beseitigt. Solange die Verhältnisse zwischen Oben und Unten unverändert bleiben, prügeln sich Rechte und Linke völlig vergeblich. (...)                                                                                                       (Quelle:Matthias Bröckers)
Ansonsten habe ich mich zum Flüchtlingsthema schon hier ausgelassen:
http://schumt3.blogspot.com/2017/11/ist-die-bekampfung-von-fluchtursachen.html




Sonntagsserie: Der Zwerg,der aufmüpfig wurde-Teil 4

Viertes Kapitel

Von einem ,der auszog, große Politkarriere zu machen

Arnold Stabel saß an seinem Schreibtisch und ging die Post durch. Er war ein mittelgroßer Mittvierziger ,nicht unbedingt schlank, aber auch nicht dick, mit zurück gekämmten, graumelierten Haar, einer viereckigen Brille und einem Allerweltsgesicht. Genau genommen war er ziemlich mittelmäßig und aus einer Menschenmenge hätte er nicht hervor gestochen.

 Er war über die Liste in den Bundestag gekommen, und weil er im Wahlkampf treuer Parteisoldat war, und  auch Überzeugungen über Bord geworfen hatte, im Dienste der Partei ,die doch letztendlich immer Recht hatte(Den Vorwurf des Opportunismus hatte er immer entrüstet zurück gewiesen),wurde eigens für ihn ein Staatssekretärsposten im Kanzleramt geschaffen.

Natürlich war er stolz wie Bolle, als er davon erfuhr. Einen besseren Karriereschub konnte es doch gar nicht geben. Bei seinen Fähigkeiten(von denen zumindest er überzeugt war),war doch so der Weg an die Spitze vorgezeichnet. Schließlich konnte diese  langweilige DDR- Tuse da oben doch nicht ewig bleiben.

Doch schnell wich die Euphorie der Enttäuschung, denn dieses Amt des „Staatssekretärs für Sonderaufgaben“ , wie es so schön hieß, war im Endeffekt nichts anderes ,als ein Amt für jeden lästigen Dreckjob, den kein anderer machen wollte. Von der Klopapier-Beschaffung für irgendwelche Ministereinen und Botschafter , bis zur Suche ,nach dem verlegten Schmuck oder dem entlaufenden Hund ,irgendwelcher überkandidelter Diplomatengattinnen oder Versorgung von Gastdiplomaten mit Hostessen und ähnlichem Plunder. 

Dazu kam, als Regierungsvertreter irgendwelche Termine in irgendwelchen Provinznestern wahrzunehmen, um deren neugebaute Umgehungsstraßen einzuweihen. Nein, das war nun wirklich nicht das, was er sich vorgestellt hatte.

Nun ging er die Post durch, die ihm seine einzige Mitarbeiterin, seine Sekretärin Jana Ivers gereicht hatte. Das meiste waren belanglose Dinge. Dann aber ,fiel ihm ein Brief von einem Landrat Gollner in die Hände .Er öffnete ihn ,und begann zu lesen. Er stöhnte schon auf:
 “Och nö, nicht schon wieder eine Dorfstrasse in  einem Hinterwäldnerkaff einweihen“. 

Doch dann las er weiter, und seine Augen wurden groß. Grenze? ,neuer Staat gegründet? Er schaute auf seinen Kalender. Nein Erster April schon lange vorbei. Dann musste es wohl wahr sein! Aber eine Gemeinde in Norddeutschland, die sich plötzlich unabhängig macht? Das gab´s doch nicht,aber andererseits war das vielleicht seine Chance, und er beschloss sie zu nutzen. Also erst einmal weiterreichen, an die höheren Stellen. Und er handelte .

*
Die Kanzlerin hatte zu einer Konferenz geladen. Neben ihr waren ihr Kanzleramtsminister, der Innenminister samt Staatssekretär  die Verteidigungsministerin und der Staatssekretär des auswärtigen Amtes.

„Einer kommt noch“, sagte der Kanzleramtsminister
 „So wer ?“, fragte seine Vorgesetzte
 „Stabel ,Staatssekretär für sonstiges“ 
  „Wusste gar nicht, das wir so ein Amt haben. Muss man diesen Stabel denn kennen?“
 „Och ,nicht wirklich .Er ist eines dieser karrieregeilen ,opportunistischen Arschlöcher ,die zuhauf auf der Liste reinkommen. Aber hat er hat uns ne´ Menge Stimmen in seinem Kreis eingebracht ,darum haben wir ihm einfach ein bedeutungsloses Amt geschaffen, allerdings nach außen hin , seine hohe Bedeutung betont. Aber jetzt ist er eben auf diese Sache gestoßen.“ 
„Gut gut“.

Die Tür öffnete sich, und Stabel trat mit gewichtiger Mine ein.
 „Guten Morgen!“ sagte  in würdevollem Ton .Einiger erwiderten den Gruß, andere nickten ihm zu.
„Morgen Stabel“, sagte der Kanzleramtsminister „Nehmen sie Platz und kommen sie gleich zur Sache“. Stabel setze sich neben ihn ,und öffnete den mitgebrachten Aktendeckel.

„Also ,Vor jetzt zwei Monaten ,hat sich die Gemeinde Gülleberg ,das liegt irgendwo zwischen Bremen und Oldenburg, für unabhängig erklärt und ist aus der EU ausgetreten. Sie nennen sich nun Republik Fürstentum Gülleberg. Man hat sich dabei ,auf ein Dokument aus dem 17.Jahrhundert berufen, das ihnen als Fürstentum Unabhängigkeit garantiert.“
„Ist das wirklich so?“, wollte die Kanzlerin wissen
„Sieht so aus, aber das wird noch geprüft“

„Wie dem auch sei“, schaltete sich der Staatssekretär des Außenamtes ein, „aber es kann ja nicht sein ,das sich jedes Dorf in Deutschland mal eben schnell für unabhängig erklärt, wenn´s ihm passt“
„Ganz meine Meinung“, pflichtete die Kanzlerin bei ,und die anderen nickten beifällig.
„Sie haben hier in Berlin schon ein Konsulat eröffnet“, fuhr Stabel fort. „Darüber hinaus haben sie Grenzposten errichtet, was Auswirkungen hat, auf Landwirte  der Nachbargemeinden, die Äcker auf güllebergischem Territorium…,ich meine, in Gülleberg haben .Außerdem auch auf Unternehmen. Sie haben auch eine Neue Währung ,die Güllemark, und dann haben sie Zölle verhängt ,um ihre Wirtschaft vor deutscher –und Eu-Billigkonkurrenz zu schützen, so sagte ihr neuer Arbeitsminister, ein gewisser Ernesto Gebhardt, Vorsitzender  der sozialistischen Partei und der Gewerkschaft."

„Was heißt hier Billig-Konkurrenz? ,wir sind lediglich wettbewerbsfähiger“, giftete die Kanzlerin.
 „Äh, natürlich“, stimmte der Kanzleramtsminister „Und den Niedriglohn-Sektor haben auch nicht wir geschaffen, sondern Schröder“

„Richtig“, sagte die Kanzlerin, „aber wir müssen ja nun was tun, also Vorschläge?“
„Schicken wir die Bundeswehr“,schlug die Verteidigungsministerin vor 
„Wäre das nicht ein Auslandseinsatz ?, also wenn die jetzt unabhängig sind“, 
warf der Außenamtsvertreter ein.

„Quatsch, das ist immer Deutschland. Natürlich bräuchten wir einen Vorwand.Wie wär ´s ,wenn wir sagten, das Putin, jetzt auch Teile Deutschlands annektieren will.Die Masche mit dem bösen Russen zieht doch immer?“
 „Was soll der denn mit so einem Kaff wollen, das wird doch keiner glauben“, sagte der Innenminister .
„Komm", meinte die Kanzlerin. "Den Leuten, haben wir schon so viel vormachen können, das können wir denen auch noch glaubwürdig machen .Da erfinden wir noch ein paar Geschichten über Menschenrechtsverletzungen ,und dann klappt ´s schon.“

„Wenn ich mal was vorschlagen dürfte“ ,meldete sich Stabel „Wir können das auch subtiler anfangen. Ohne Bundeswehr. Wir müssen nur einen kleinen Staatsstreich inszenieren. Wir schicken einen Agent Provokateur, der sie aufwiegelt. 

Wir propagieren, das es Leute sind ,die den Anschluss an Deutschland wollen, und das es uns um den Schutz unserer Bürger in Gülleberg, vor einer ,von Moskau gesteuerten Regierung  geht, und holen es uns so zurück.“
 „Hmm“, machte die Kanzlerin „hätten sie dann jemand für diese Aufgabe?“ 
  „Sicher. Ich habe Kontakt zu einem gewissen Paul Heimlich, ehemaliger BND-Agent, der Erfahrung in solchen Dingen hat, der könnte undercover nach Gülleberg gehen.“ 
„Aber kann man wirklich glaubhaft machen, das Russland irgendein Interesse haben könnte die Regierung eines Provinzkaffs zu Kontrollieren?“

 „Nun, dafür haben wir ja die Kollegen von der Presse, die sind da ja einfallsreich.“
„Also gut“, sagte die Kanzlerin, „dann ernenne ich sie offiziell zum Beauftragten für diese Aktion, und lege alles in ihre Hände. Ich muss ja nicht betonen, das alles ,was hier besprochen wurde geheim ist.“


Der sichtlich geschmeichelte Stabel entfernte sich.
 “Sagen sie“ ,meinte der Kanzleramtsminister „halten sie es für klug, diesem schleimigen Emporkömmling eine solche Aufgabe zu übertragen?“ 
„Sicher, und wenn es schief geht ,ist er auch der allein Verantwortliche.Hat er jedoch Erfolg habe ich mit einer klugen Entscheidung diese Krise bewältigt,“ , kicherte die Kanzlerin
 „Ah, verstehe, dann ist es natürlich genial“
Und über Gülleberg braute sich etwas  zusammen.
Fortsetzung folgt

Sonntag, 9. September 2018

Sonntagsserie: Der Zwerg,der aufmüpfig wurde-Teil 3

Drittes Kapitel

Erzählt von den ersten Gehversuchen eines jungen Staates

Der vorher geschilderten, folgten noch weitere Sitzungen, in denen ein Wahlausschuß gebildet und ein Wahltermin festgelegt wurden. Die Organisation der Wahl war nicht sonderlich kompliziert, da sowohl Bevölkerung, als auch politische Landschaft in Gülleberg sehr übersichtlich waren, und so begann  der Wahlkampf.

Gleichzeitig wurden die Grenzzäune  gezogen und die Zollposten eingerichtet, und damit gab es auch die ersten Komplikationen.
Erstes Opfer dieser Komplikationen war der Landwirt Frerk Meier aus der Nachbargemeinde, der am Rande von Gülleberg eine Grünlandfläche hatte ,die nun allerdings hinter dem Grenzzaun war.

Gerade war er mit seinem Traktor auf dem Weg dorthin, als er abrupt stoppte. Vor sich den Grenzzaun, eine Schranke und ein Zollhaus.
Zunächst dachte er an eine Halluzination oder einen Scherz, aber im nächsten Moment kamen zwei Männer in Uniformen ,stellten sich vor ihn und einer rief:
 „Halt, Zollkontrolle, Motor abstellen!“
Er stellte den Motor ab und rief „Was wird das hier, macht ihr Scherze?“
„Sehen sie uns lachen?“, entgegnete der erste Uniformierte, der ihn vorhin schon angerufen hatte.
 „Sie wollen in die Republik Fürstentum Gülleberg einreisen, da müssen wir die Grenzmodalitäten erledigen.“

Frerk Meier hätte wohl kaum erstaunter blicken können, wenn er die Nachricht bekommen hätte ,das seine Kuh Ferkel geworfen habe. Sein Blick fiel auf die Flagge ,die neben dem Zollgebäude stand. Sie war grün mit einem Goldrand, und trug ein Wappen in der Mitte mit einer Fürstenkrone ,darüber dreieckig angeordnet die Buchstaben R,F und G in verschnörkelter Schrift.

„Seid ihr wahnsinnig geworden?“
 „Im Gegenteil“, meinte der zweite Zöllner .„Also, was zu verzollen haben sie offenkundig nicht. Aus welchem Grund wollen sie einreisen?“

„Aus welchem Grund?“, schrie der Bauer „Ich hab da ne´ Grünfläche ,die will ich mähen!“
„Aha, also beruflicher Aufenthalt für ein paar Stunden, da brauchen sie also ein Tagesvisum, macht  80€,also jetzt noch Euro. Ach, und dann brauchen wir natürlich noch ihren Reisepass, denn wir gehören nicht zur EU.“

Der berühmte Spruch „Wenn Blicke töten könnten traf auf den Blick, den Meier den Beiden zuwarf wohl mehr als zu.
„Glaubt ihr allen Ernstes, ich habe meinen Reisepass dabei, wenn ich zum Acker fahre? Geschweige denn , das ich jedes Mal 80 € bezahle, wenn ich dorthin will!“
„Sie können auch ein Jahresvisum beantragen“, sagte der erste Zöllner „macht dann 200 €, aber bald haben wir die Güllemark.Wie dem auch sei,ohne Pass können wir sie nicht einreisen lassen.“

Frerk umklammerte krampfhaft das Lenkrad seines Traktors ,um das Zittern vor Wut zu unterdrücken.
„Ihr zwei Pfeifen lasst mich jetzt zu meiner Grünlandwiese, sonst gibt´ s Ärger“
„Erstens war das Beamtenbeleidigung, und zweitens ohne Pass und ohne Visum bleiben sie draußen. Ach, und wenn sie hier einen Grenzzwischenfall provozieren ,kann das diplomatische Verwicklungen zur Folge haben.“

Man merkte es Frerk Meier an, das er sich gerade überlegte ,ob er den Beiden den Hals umdrehen oder einfach durch die Schranke brettern sollte .Schließlich entschied er sich für friedlichste Variante .
“Ich werde jetzt zurück fahren und mich an meinen Bürgermeister und den Landrat wenden.“ „Tun sie das. Schönen Tag noch“, war die stoische Antwort. Frerk schmiss seinen Traktor an, und fuhr davon.
*
In Gülleberg saß Bürgermeister genervt an seinem Schreibtisch, denn auf dem Marktplatz nebenan fand die Wahlkampfveranstaltung der neuen sozialistischen Partei statt, und deutlich konnte er die flammende Rede von Ernesto Gebhardt  hören.

Ein Beamter trat ein, legte eine Akte und eine Brief auf den Schreibtisch.
„Vielleicht hätten wir denen den Marktplatz verbieten sollen“, sagte er und wies nach draußen.
„Um Gottes Willen“ ,entgegnete Mummsen „dann kommt er mit mangelnder Demokratie und organisiert Demos und will Revolution machen, das ist das letzte was wir jetzt brauchen!“

So lief der Wahlkampf weiter, und am Ende gewann die Volkspartei knapp vor den Sozialisten mit einer Stimme Mehrheit, so das eine Zusammenarbeit wohl unumgänglich war.
Der junge Staat bekam seine erste Regierung, und die führte die Güllemark als offizielle Währung ein.

Der Vorfall an der Grenze hatte indes Folgen, denn der Bürgermeister der Nachbargemeinde  und der Landrat wandten sich an die Landesregierung und die an Berlin. Aber nicht nur dadurch bekam die hohe Politik Kenntnis von dem neuen Staat, sondern auch dadurch, das im ehemaligen Büro einer Anwaltskanzlei in Berlin die Botschaft der Republik Gülleberg eingerichtet wurde. Und so begann Gülleberg zum hohen Politikum zu werden.


Sonntag, 2. September 2018

Zurc Erinnerung an die Opfer der Agenda 2010

Zum heutigen Gedenktag:

Opfer der der Agenda 2010

auch der Lebenden!

Sontagsserie:Der Zwerg,der aufmüpfig wurde-Teil 2

Zweites Kapitel

Das von den Tücken und Problemen einer Staatsgründung erzählt

Am nächsten Morgen um 9:00 Uhr trat der Gemeinderat zur Sitzung zusammen. Anwesend waren, natürlich  Bürgermeister Mummsen, dann Hinnerk Laake, dann Hein Klinke, Landmaschinenhändler, der einen Landhandel in Gülleberg-Mitte besaß ,ein großer, stämmiger, semmelblonder Mann von 42 Jahren, ausserdem Alfred Furken, der Landarzt, ein kleines ,schmächtiges Kerlchen von fast 70 Jahren, der wohl der halben Gemeinde mit auf die Welt geholfen hatte. Er hatte ein bartloses ,schmales ,sonnverbranntes Gesicht und wasserhelle blaue Augen., zum Schluss Harm Bunken, der Pastor der Gemeinde Gülleberg, ein kleiner ,rundlicher Mann mit gutmütigem pausbäckigen Gesicht und einer Brille mit Halbmondgläsern.

„Ich eröffne die Sondersitzung des Gemeinderates von Gülleberg“, sagte Mummsen  mit dröhnender Stimme „Einziger Tagesordnungspunkt ist die Gründung des Staates Fürstentum Gülleberg“
 „Fürstentum Gülleberg? Wir ,ein unabhängiger Staat?“, fragte Pastor Bunken mit bedächtiger Stimme“ Wisst ihr auch was ihr tut?“
„Natürlich“, gab Mummsen zurück „Übrigens würde dann ihre Kirche zum Dom, und sie Bischoff“
„Oh ja, das wäre schön, aber dann muß ein bisschen ausgebaut werden, das es wirklich ein Dom ist. Ich meine ,es muß ja nicht gleich Limburg sein.“ 
„Natürlich nicht“, meinte Mummsen, „Wir sind ja schließlich kein reicher Staat, äh.. werden.“
„Aber sag, mal, wie kommst du eigentlich darauf, das wir uns so einfach mal unabhängig machen können? “fragte Furken
„Es gibt eine Urkunde, die besagt ,das wir eigentlich ein freies Fürstentum sind. Hilde wird gleich noch in die Sammlung kommen, und die Urkunde vorlegen.“

Und gerade als er dies gesagt hatte, klopfte es schon an die Tür .Sie öffnete sich ,und Hilde trat ein.
„Oh ,ihr seid schon alle da. Sehr gut“ ,meinte sie ,setzte sich auf den freien Platz am Tisch, holte eine Mappe aus ihrer Tasche und legte sie auf den Tisch, so das alle sie sehen konnten. Sie öffnete sie ,und nahm ein vergilbtes Blatt Pergamentes heraus.

„“Hier ist die Urkunde, aus dem Jahre 1650 ,die Gülleberg zu einem unabhängigen Fürstentum erklärt ,und sie wurde nie widerrufen. Somit sind wir also eigentlich immer unabhängig gewesen, das heißt, wären, denn der Fürst muss sie noch unterschreiben.“ 
„Der Fürst?“, fuhr Kalle auf “Wir haben keinen Fürsten!“
 „Doch, doch“, widersprach Hilde „Nach meinen Nachforschungen gibt es noch einen Nachfahren der Fürsten von Gülleberg, genau genommen ist es ein unehelicher Spross aus einer Liaison der Fürstin mit dem Stallknecht ihres Gestüts, einem Gustav Spin.“
 „Willst du sagen, mein Knecht Jan ist der Fürst von Gülleberg?“, rief Laake aufspringend. 
„Daran“, antwortete Hilde triumphierend „besteht kein Zweifel.“

„Alles klar“, meinte Kalle Mummsen, „Jan Spin soll hierher kommen“, sagte er zu einem neben ihm stehenden Helfer. Der nickte und ging davon.
„ So, und bis er hier ist, fahren wir mit der Staatsgründung fort. Hier...“, er entfaltete ein Papier, welches die ganze Zeit auf dem Schreibtisch lag , „...habe ich einen Plan, der die Grenzen unseres neuen Staates zeigt, sie entsprechen im wesentlichen den Grenzen unserer Gemeinde."
 Er legte das Dokument vor.


"Ich denke, Vier Grenzposten in jder Himmelsrichtung sollten reichen. Natürlich müssen wir auch einen Zaun ziehen.“
„Aber es gibt Landwirte aus den Nachbargemeinden, die hier Felder haben.“, gab Laake zu bedenken.
„Da findet sich schon ne´ Lösung“, beschwichtigte Mummsen, „So,und nun helft mir mal,was brauchen wir noch?“
„Grenzposten und eine Armee!“, meinte Klinke
„Da soll sich Konrad Bull drum kümmern. Er ist ja schließlich unser Gemeindescheriff. Werde nachher mal mit ihm reden.“

„Behörden und Ministerien“, rief Furken
 „Gut, Gut ,wir müssen eine Wahl organisieren, aber erstmal muss der Staat stehen.“
„Du Kalle, ich werde doch Landwirtschaftsminister“ ,raunte Laake dem Bürgermeister zu
. „Äh ja natürlich .Aber erstmal müssen wir wählen. Wie wär ´s ,wenn du schon mal einen Bauernverband gründest?“
 „Oh ja, natürlich ,und ich wird´ Vorsitzender“
„Ach, und eine Flagge brauchen wir noch.“, meinte Hilde
„Ah ja, kannst du so was entwerfen?“
„Sicher“
„Gut, dann wäre das ja auch geklärt.“

Es klopfte, und Konrad Bull, der Gemeindepolizeichef trat ein.
“Du hast  mich bestellt ?“,sagte er
„Ah ja, “
Mummsen nahm den Plan vom Tisch und reichte ihn Bull.
“Nimm dir ein paar Helfer, besorg dir Material und zieh entsprechend dem Plan einen Grenzzaun, und in jeder Himmelsrichtung setzt  du ein Zollhäuschen zur Grenzkontrolle."
 „Äh, machst du Witze?"
„Siehst du, das ich lache? Wir gründen einen eigenen Staat, du könntest es zum Innenminister bringen!“
„Oh, ich hab´ verstanden“ ,sagte der Polizist, salutierte , nahm den Plan und ging.

„Schön, dann wollen wir weitermachen…Was ist denn das?“
Von draußen drang Lärm ins Sitzungszimmer, der sich als Musik entpuppte. Es klang wie die „internationale“ nur etwas schief gespielt. Die Tür ging auf, und herein kam Ernesto Gebhard und mit ihm die fünf Mitglieder seiner Landkommune, zwei hatten Trompeten und einer eine Trommel, und spielten vorgenanntes Lied. Ernesto trug eine rote Fahne, die er schwenkte.

„Was soll dieser Auftritt?“, rief Mummsen, "ist bei euch was durchgebrannt?“
 „Im Gegenteil“, antwortete Ernesto „Wir sind der neu gegründete Gewerkschaftsbund von Gülleberg“ „Gewerkschaft? Ihr spinnt wohl!“, schrie Klinke
 „Aha“, meinte Ernesto „Gerade ein Fürstentum geworden ,und nun glaubt ihr ,ihr könnt die Gutsherrenart wieder einführen, aber nicht mit uns. Wir haben schon Flugblätter verteilt, und planen weitere Aktionen.“

„Da soll doch gleich …!“,fluchte der Landhändler.
„Moment, Moment“, sagte der Bürgermeister „Da können wir noch drüber reden.“
„Ja, das müssen wir auch“ ,sagte Gebhardt „Aber wir bleiben dran. Übrigens seht ihr hier auch die Gründungsmitglieder der sozialistischen Partei Güllebergs. Wir werden an der Wahl teilnehmen, denn es gibt doch eine Wahl?“
 „Natürlich gibt es die“ bestätigte Mummsen
„Nun denn ,bis dann, wir sprechen uns noch“, sagte Ernesto bestimmt.
Dann machte er kehrt und seine Begleiter ebenfalls. Sie nahmen ihre Instrumente und unter den Klängen von „Brüder zur Sonne zur Freiheit“, marschierten sie wieder aus dem Raum.

„Na das hast du ja klasse gemacht“, sagte Klinke säuerlich.
 „Keine Sorge, die kriegen wir schon in den Griff“, entgegnete der Bürgermeister.
„Äh, was meinst du, Gülleberger Volkspartei?“, fragte Laake „Öööh..., ja sicher“

Es klopfte wieder, die Tür öffnete sich wieder und herein trat Jan Spin. Laakes Knecht war ein junger Mann ,Zweiunddreißig Jahre alt ,dunkelblond, mittel goß und sehnig, mit einem männlich, schönen ,leicht verträumt wirkenden Gesicht. in den blauen Augen lag der Schalk, als er in die Runde blickte. 

„Jo, da bin ich“, sagte er „was gibt ´s denn ?“
 „Ah Jan, mein Junge“, sagte Mummsen ,stand auf und reichte ihm die Hand „Ahem, das heißt, ich bin geehrt, euer Durchlaucht als erster die Hand zu schütteln.“
„Durchlaucht?“ Jan sah den Bürgermeister verständnislos an.

„Oh ,ja“, meinte Hilde „Du bist der letzte rechtmäßige Fürst von Gülleberg. Hier...“,
und sie faltete ein Blatt auf dem Tisch auseinander.
“... Der Stammbaum, der von Güllebergs, und sieh, hier ist deine Linie“
„Leute, was ist hier los, habt  ihr´ n zu großen Frühschoppen genommen?“
„Nein, nein, das ist Ernst. Du bist der Fürst von Gülleberg und darum musst du die Urkunde unterzeichnen, die die Republik Fürstentum Gülleberg entgültig rechtmäßig macht. Natürlich wirst du Standesgemäß versorgt. Wir machen dir das alte Herrenhaus am Ortsrand fertig, Wird bestimmt n´ schöner Palast.“
Hätte man Jan gesagt, das er schwanger geworden ist, so hätte sein Gesichtsausdruck nicht verdatterter sein können.

 “Ihr meint das wirklich Ernst oder.“
 „Natürlich .Du bist jetzt unser Staatsoberhaupt. Selbstverständlich hast du repräsentative Aufgaben. Die Gesetze macht das Parlament und du unterschreibst sie und ernennst die Minister und ähnliche Dinge“ 
„Hmm“, machte Jan und verzog das Gesicht zu einer pfiffigen Mine „Eigentlich klingt das nicht schlecht. Muß Hinnerk mich dann auch mit ,wie war das… ,Durchlaucht, anreden?“
 „Soweit kommt es…“, wollte Laake auffahren, wurde aber von Mummsen mit einer Geste zum Schweigen gebracht.
 „Selbstverständlich, er ist ja auch Untertan“

 „Das kannst du nicht von mir erwarten, Kalle. Ich werde doch nicht meinem Knecht nicht als Durchlaucht anreden oder ihm huldigen. Wie komme ich denn dazu?“
 „Nun, du hast doch gehört, das ich die Minister ernenne“, feixte Jan, dem die Sache allmählich Spaß zu machen begann, „und wenn du vorhast, Landwirtschaftsminister zu werden, solltest du dir angewöhnen, dein Staatsoberhaupt richtig anzusprechen“ 

„Komm du mir mal nach Hause“, knurrte Hinnerk Laake. 
„Nicht nötig, ich krieg doch jetzt n´ Herrenhaus. Ach hab´ ich schon erwähnt, das ich kündige?“
Ehe Laake noch etwas antworten konnte, ergriff  Kalle Mummsen das Wort:
„Äh, Jan ,da du offenbar einverstanden bist, willst jetzt die Urkunde unterschreiben?“
 „Die Urkunde? Sicher ,her damit“
Und der Bürgermeister schob dem Knecht ,der plötzlich Fürst war, die Urkunde zu, und der unterschrieb sie mit heitere Miene: Jan Spin, Fürst von Gülleberg.

Damit war die Republik Fürstentum Gülleberg offiziell geboren.  
„Tja,“ ,meinte Jan schmunzelnd „Das kann ja noch heiter werden.“
 Fortsetzung folgt