Sechstes
Kapitel
Wirtschaftliche und politische Mühlen
beginnen zu mahlen
Reto Schwätzli eilte
den Gang zum Konferenzraum der Bechard-Konzernzentrale in Basel, entlang. Der
Bechard- Konzern kontrollierte große Teile der europäischen Lebensmittelproduktion
unterschiedlichster Art, darunter auch eine Getränke-Sparte,für die Schwätzli
zuständig war.
Er war ein kleiner Mann ,Mitte Vierzig,mit angegrautem
Haarkranz und Nickelbrille. Atemlos betrat er den Konferenzraum, in dem bereits
der Vorstand ,unter der Leitung des Vorstandsvorsitzenden Carlo Krämi tagte.
„Setzen sie sich Schwätzli“, sagte Krämi, ein
großgewachsener, weisshaariger Endsechziger ,mit glattrasiertem Gesicht, und
stechenden, grauen Augen unter buschigen Brauen.
Wir haben sie hergebeten, wegen diesem Bericht“, er wies auf
eine, vor ihm liegende, Zeitung.
„Diese Mineralwasserquelle in dem Deutschen Dorf…“
„Fürstentum“, berichtigte ihn einer der Manager
„Na eigentlich ist es
doch ein Dorf“
„Für sie vielleicht, aber sie nennen sich Fürstentum und
gehören,nach eigener Auffasssung nicht mehr zu Deutschland. Sie haben sich für
unabhängig erklärt.“
„Aber die Bundesregierung hat das doch nicht anerkannt, also
ist es Deutschland“
„Streng genommen ja, ich hörte ,sie wollen bereits etwas unternehmen.“
„Wie dem auch sei,
Schwätzli, was wissen sie über die Quelle?“
„Nun“ ,begann Schwätzli, und erhob sich „Es handelt sich um
eine Hochwertige Mineralwasserquelle mit Heilwasserqualität. Meine
Mittelsmänner teilten mir auch mit, das sie sehr ergiebig ist.“
„Und wie gewinnträchtig ist sie?“
„Sehr“, antwortete
Schwätzli „Bei der Qualität und der Ergiebigkeit sind Gewinnmargen im
Millionen- ,bis Milliardenbereich drin.“
„Wie können wir sie am einfachsten kriegen?“
„Nun, meiner
Einschätzung nach, wäre es am Besten für uns ,wenn wir die Unabhängikeitsbestrebungen
Güllebergs unterstützen. Ein kleines Fürstentum, oder wie auch immer die sich
nennen, lässt sich leichter korrumpieren, als Deutschland ,und vor allem
preiswerter. Die deutschen Politiker sind doch ziemlich gierig. Diese Kleinstaat-Politiker
dürften da bescheidener sein.“
„Hmm interessant“,
meinte Krämi , „und wie würden sie´s anstellen?“
„Ich plane ,mich
morgen mit meinem Schwager, einem Beamten im Außenministerium zu treffen,dann
fahren wir nach Gülleberg und knüpfen diplomatische Kontakte“
„Gut, stimmen wir darüber ab“, sagte Krämi „Wer ist dafür?“
Alle Hände hoben sich
. „Schön. Ach, es ist ihnen natürlich klar, das der Name
unseres Unternehmens nicht öffentlich auftauchen darf.“
„Versteht sich“, entgegnete Schwätzli.
*
Fern davon,in Berlin, sass Staatssekretär Stabel dem Agenten Paul Heimlich in einem
Hotelzimmer gegenüber.
„Nun ,haben sie ihren Auftrag verstanden?“
Heimlich war ein kleiner schmächtiger Mann mit zurück
gekämmten mausgrauen Haar, und einem Gesicht, das ebenfalls irgendwie mäuseähnlich
wirkte, mit den kleinen braunen Knopfaugen, der spitzen Nase und dem
schmallippigen Mund.
„Alles klar“, sagte Heimlich mit leiser Stimme
„Destabilisierung Güllebergs, Diskreditidierung seiner Regierung und
Anzettelung eines Aufstandes ,mit dem Ziel des Wideranschlusses an Deutschland.
Übrigens, wenn ihr das mit Putin weiter plant ,kann ich noch russische
uniformen besorgen.“
„Ähem, na warten wir erstmal ab. Wir bereiten schon
Pressemitteilungen vor ,die das Ganze unterstützen sollen. Offiziell gehört
Gülleberg immer noch zu Deutschland., und so soll es auch bleiben. Jetzt ,wo
sie die Mineralwasserquelle gefunden haben, ist das noch umso dringlicher. Ach
noch Eins: Die Bundesregierung bleibt narürlich nach Außen hin aus dem Spiel.
Wenn etwas schief geht, wir wissen von nichts. Die Kanzlerin wird jede Kenntnis
leugnen.“
„Das tut sie doch
sowieso immer“, feixte Heimlich
„Blödmann“, gab Stabel unwirsch zurück. Innerlich aber,
musste er dem Agenten Recht geben .Wenn nun die Sache schief ging und etwas
nach Außen drang, wer würde dann verantwortlich sein? Und irgendwie kam er
immer zu dem Ergebnis, das er am Ende der Dumme war. Blöde Situation, da musste
man doch was machen können. Nachdenklich schied er von Heimlich, der sich auf
den Weg machte ,seine Mission anzutreten.
*
An einem anderen Ort in Berlin saßen die
Verteidigungsministerin, ein General und ein junger Leutnant des Militärischen
Abschirmdienstes zusammen.
„Ist es denn möglich, das wir militärisch gegen Gülleberg
vorgehen?“ fragte Martin Jensen, der MAD-Leutnant
„Im Moment noch nicht“, sagte die Ministerin, „aber das kann
sich schnell ändern, und es wird sich ändern. Wir müssen endlich die
Leistungsbereitschaft unserer Armee unter Beweis stellen. Immerhin wäre es
nicht mal ein Einsatz im inneren“
„Darum sollen wir
eventuell auf sie schiessen?“
„Jensen, wenn sie ein Gewissen haben, sind sie in ihrem Job
schlecht aufgehoben“, sagte der General „Sowas ist nur hinderlich bei der
Beförderung Es geht ja auch um unseren Etat.“
„Ja, aber rechtfertigt das einen Krieg?“
„Guter Mann“, meinte
die Ministerin „Es ist alles gerechtfertigt, was dem Wohl unseres Landes und
seiner Wirtschaft dient. Ausserdem geht es erstmal nur darum auszukundschaften,
wie ihre Armee- und Waffenstärke ist, das können wir allein mit Satelliten
nicht erkunden. Alles Andere entscheiden wir dann, wenn wir diese Informationen
haben. Aber wenn sie nicht wollen,gibt es sicher noch andere für diese Mission“
„Nein, nein“,
antworte Jensen düster,“ Ich mach´ s“
„Gut“,meinte der
General „Dann gehen wir jetzt in mein Büto und beprechen die Einzelheiten.“
Und so kam es ,das sich drei Personen auf den Weg ins
kleine, vorher noch unbedeutende Gülleberg machten .mit Absichten, die nicht
wirklich zum Besten des neugeborenen Staates waren…
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