Dienstag, 3. Februar 2015

Honeckers Rache, Geisterfahrer, und Reiter toter Pferde

Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, aber kann es sein, das wir der DDR immer ähnlicher werden? Wenn ich dieser Tage Nachrichtensendungen sehe, werde ich an die aktuelle Kamera erinnert. Bei den Kommentatoren in Heute-Journal und Tagesthemen habe ich das Gefühl einer Reinkarnation von Karl-Eduard von Schnitzler gegenüber zu sitzen, und unsere Bundesregierung wirkt in ihrem ideologischen Dogmatismus und ihrer Borniertheit zunehmend wie das Politbüro kurz vor dem Zusammenbruch des Arbeiter-und Bauernstaates.

Nehmen wir die aktuelle, man kann es nicht anders nennen,Hexenjagd auf den neuen griechischen Ministerpräsidenten Tsipras. Gut, ich kann es verstehen:Da hämmert man Jahrelang mühevoll den Menschen in die Köpfe , das es keine Alternative zu Merkels Kürzungs-Diktaten gibt, und nun gibt es sie doch, weil die Griechen zu dumm zum Wählen sind. Da haben sie etwas falsch verstanden:Die Köpfe können wechseln, aber nicht die Politik! Und dann wählen die noch jemanden,der etwas tut, was man in Deutschland schon seit langem nicht mehr kennt:Er will seine Wahlversprechen umsetzen! Das geht ja gar nicht. Na ja ,wenn es wenigstens marktkonform wäre,aber nein, der will die tollen "Reformen" rückgängig machen,und statt dessen sein Land  sanieren, in dem er Steuerhinterziehung bekämpft und die Verursacher der Krise zur Kasse bitten will.Und einen Schuldenschnitt, analog zum Marschall-Plan von 1953(wo u.a. auch Griechenland auf 60% seiner Forderungen gegenüber Deutschland  verzichtete) will er auch.Hier noch mehr "radikale,extremistische Vorhaben von Syritza"

Das geht nun wirklich nicht.Es darf keine Alternativen geben zur alternativlosen Politik, und so haben deutsche Medien und Politik die Hetzjagd auf Tsipras und Syritza eröffnet.  freilich nicht mit Argumenten, sondern mit persönlichen Beschimpfungen und Diffamierungen.Den Höhepunkt gibt es mal wieder beim Spiegel, der Tsipras zu Europas Alptraum und zum Geisterfahrer erklärt.Auch ersetzt der neue griechische Regierungschef Lafontaine als "gefährlichsten Mann Europas".


Während andere Staaten bereit sind, auf die Forderungen Griechenlands einzugehen, halten Merkel und Schäuble starrsinnig an der gescheiterten Kürzungspolitik fest und isolieren Deutschland damit wirtschaftspolitisch. Das erinnert ein wenig an den Geisterfahrer auf der Autobahn, der die Warnung vor sich im Radio hört und sagt:"Ein Geisterfahrer?Nein Hunderte!"
"Die Abmachungen müssen eingehalten werden", so tönt es aus Berlin.Da halte ich mal ein Kästner-Zitat entgegen."Wer A sagt muss nicht B sagen, wenn er erkennt, das A falsch war."
Bei  diesem Agieren der Bundesregierung kann man schon auf den Gedanken kommen, das Merkel doch Honeckers Rache für den Fall der DDR ist.

Ähnlich wie Robert Misik und die Nachdenkseiten frage auch mich, warum die SPD ständig den Steigbügelhalter für jeden neoliberalen Unfug macht. Sie sollte sich am besten mal ein Beispiel an den Gewerkschaften nehmen, deren Spitzen diesen Aufruf unterzeichnet haben:
http://www.europa-neu-begruenden.de/
Oder sich, im Bezug auf den Austeritäts-Irrweg, die alte Indianische Weisheit zu Eigen machen: "Wenn du merkst,das du ein totes Pferd reitest, steig ab."





2 Kommentare:

  1. Hab ich irgendwas verpasst? Weiß gerade nicht, ob ich über den verlinkten Aufruf lachen oder weinen soll. Die Gewrkschaften waren und sind doch mittendrin statt nur dabei, wenn es darum geht, hierzulande neoliberale Reformen durchzusetzen und doch quasi der Steigbügelhalter des Steigbügelhalters SPD bei der Implementierung von Hartz IV, Privatisierung, Deregulierung, Rente mit 67 etc., etc..

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  2. Moin Dirk

    Hast ja durchaus recht, aber scheint, als setze doch ein gewisses Umdenken beim DGB ein.Allerdings mit Vorsicht zu genießen.Die laufenden und noch kommenden Tarifrunden sind dafür jetzt ein Lackmus-Test.Wenn sie es Ernst meinen, wird es sich in den Abschlüssen ausdrücken.

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