Es gibt Tage, da kann man nur noch ungläubig den Kopf
schütteln. Solch einen Tag hatte ich wieder einmal, als ich las, wie, sich
selbst links oder kritisch nennende, Leute mit der Anti-TTIP- Demo am letzten
Wochenende in Berlin umgegangen sind.
Das unsere Presse und Politik versucht die Anti- TTIP-
Bewegung diffamieren , war nicht anders zu erwarten, und das offenkundig diese
große Beteiligung für die Konzernbosse, und ihre Hofschranzen in Politik, und
Medien ein Wirkungstreffer war, zeigt allein schon der Hetz-Kommentar
Neubachers im Spiegel.
Gut 250 000 Menschen
gingen auf die Straße, um gegen den Abbau von Lohn- Sozial-, Arbeitsschutz –und
Umweltstandards, sowie den Abbau von Demokratie
zu demonstrieren. Statt sich über diesen überwältigenden Erfolg der
Organisation von Gegenöffentlichkeit zu freuen, meinen einige selbst ernannte
Gesinnungswächter die Demo in den Dreck ziehen zu müssen, weil eine Hand voll
rechter Spinner mitmarschiert ist.
Dies sind zunächst mal sogenannte Watch –Blogger, Leute ohne
richtiges Leben und ohne Freunde, die ihre Lebenszeit damit verbringen ,linken
Bloggern, Politikern, und Künstlern hinterher zu Stalken, und auf Facebook oder
Webblogs jeden Rülpser, den diese tun, zu kommentieren, und sich sofort zu
empören, wenn sie auch nur in der falschen, nicht der reinen Lehre
entsprechenden Tonart furzen. Gern werden dabei auch Zitate aus dem Kontext
gerissen, indem sie gemacht wurden, um neue Zusammenhänge zu konstruieren,mit dem Ziel, sie
in die rechte oder antisemitische Ecke zu stellen.
Mittlerer Weile gibt es auch Watchblogger, die
inquisitionsgleich jede größere Demonstration einem Gesinnungs- Tüv
unterziehen.
Aber auch Leute wie Jutta Ditfurth, die ich eigentlich schätze,
die hier aber schon allein mit der Überschrift ihres Kommentars auf Facebook einen
intellektuellen Offenbarungseid liefert, welche über Hunderttausend Menschen
mal eben schnell zu Nazis abstempelt.
Pantoufle hat das Nötige dazu geschrieben. Dem ist nicht
viel hinzu zu fügen. Selbstverständlich will sich kein vernünftiger Mensch mit
Nazis gemein machen, aber gerade grade bei Großdemos lässt es sich nicht vermeiden,
das ein paar rechte Spinner mitmarschieren. Man kann nun mal nicht jeden
Demo-Teilnehmer einem Gesinnungscheck unterziehen (Was sagt es eigentlich über jemanden aus, der so was verlangt?)
Aber Erstens:
Wie Pantoufle richtig schreibt, waren der größte Teil der
Demo-Teilnehmer intelligente Menschen, die in der Lage sind, Nazis als solche
zu erkennen, und sich von ihnen fern zu halten. Merke: Nur weil man zufällig
mit ein paar rechten Spinnern auf der gleichen Demo ist, muss man sich nicht
mit ihnen oder ihren Zielen gemein machen wenn man diese erkennt(Es sei denn,
man geht als Linker auf Pegida- oder NPD-Demos, was allerdings mehr als
unwahrscheinlich ist), und da wäre eine Aufklärung über die Ideologien und die
Tricks der Rechten sehr viel hilfreicher als die pauschale Vorverurteilung
tausender Demonstranten.
Zweitens :
sollten sich Ditfurth und Konsorten mal fragen, wessen
Geschäft sie mit ihrer Sektiererei betreiben. Die herrschenden Eliten, die
Profiteure von TTIP werden ihnen jedenfalls danken, das sie ihnen helfen, die
Anti- TTIP- Bewegung zu diskreditieren, und Protest gegen das Abkommen zu
tabuisieren.
Und auch im Kampf gegen Rechts ist das Sektierertum eher
kontraproduktiv. Jetzt waren ein paar rechte Spinner dabei, doch ihre dumpfen
Parolen gingen unter, weil über hunderttausend demokratisch gesinnte Menschen
dabei waren, die sie übertönten.
Ditfurth und ihre Unterstützer senden das Signal aus:
Überlasst das Feld den Rechten. Die Folge ist, dass dann bei der nächsten Anti-
TTIP- Demo die Rechten in Überzahl sind, und ihre Parolen dann laut gehört
werden. Kann das eine sinnvolle Alternative sein?
Und dann kommt der Anwurf, wenn man schreibt, das Menschen
vieler Bevölkerungsschichten Gemeinsam für ein Ziel demonstrieren, dann wäre
das völkisch und Rechts. Mal eine Frage, liebe antideutsche Freunde: War jemand
von euch damals auf der Friedensdemo im Bonner Hofgarten? Ja? Na herzlichen
Glückwunsch, dann seid ihr auch völkisch und rechts, denn auch dort demonstrierten
über Hunderttausend Menschen für ein Ziel, in diesem Fall dem Frieden, und wer
sagt euch, das nicht damals auch ein paar rechte Spinner dazwischen waren?
Ach ja, und 1989 in der DDR riefen sie sogar „Wir sind das
Volk!“ Das müssen doch alles völkische Nazis gewesen sein, und die haben wir
bei uns aufgenommen, tz, tz!
Na, merkt ihr was?
Nein, die Feststellung, dass am 10.Oktober viele Tausende
Menschen unterschiedlicher Schichten auf der Strasse waren, ist kein völkischer
Dreck, sondern schlicht die Realität, das, was an diesem Samstag dort passiert
ist.
Dann erlebten wir ein Deja vu mit der erneuten
Verabschiedung der Vorratsdatenspeicherung, obwohl diese schon einmal ,sowohl
vom Bundesverfassungsgericht, als auch vom EugH ,kassiert wurde. Was sagt das
über unsere Regierung aus? Nun erstens, das sie komplett lernbefreit ist, und
zweitens, das ihr diejenigen, die sie
wählten, und die mit ihren Steuern auch ihr Gehalt zahlen, und die diese
Datensammelwut ablehnen völlig egal sind. Von Recht und Verfassung mal ganz zu
schweigen. Übrigens handelt es sich um die Selben, die auch, nicht zu Unrecht
verlangen, aus dem DDR-Unrecht Lehren zu ziehen. Wäre dann nicht der Verzicht
auf Totalüberwachung und Datensammelwut eine der wichtigsten?
Und schließlich das große Thema Flüchtlinge. Die Verabschiedung
der Verschärfung des Asylrechts mit der Ernennung des Westbalkans zu sicheren
Drittstaaten, schnellerer Rückführung,Ersatz von Taschengeld durch Sachleistungen,etc., wurde von Bundestag und Bundesrat
verabschiedet. Merkel kroch einmal mehr der CSU zu Kreuze,.Aber wie so oft,
wenn man der bayrischen Splitterpartei den kleinen Finger reicht, reißt sie den
Arm an der Schulter aus, und fordert sofort weitere Verschärfungen des Asylrechts
, und die Transitzonen stoßen auch bei Merkel durchaus auf Zustimmung. Diese Transitzonen
sollen an der deutsch-österreichischen Grenze eingerichtet werden, wo die Flüchtlinge
bis zur Entscheidung, wer Asyl bekommt, und wer nicht, in Lagern untergebracht
und konzentriert werden sollen, also sogenannten…, mache sich jeder selbst
Gedanken, wohin wir schon wieder unterwegs sind.
Man fragt sich, wie viele komplett sinnentleerte CSU-Projekte
sich noch in einem geistigen Bierschiss in die politische Landschaft entleeren
müssen, bis die Kanzlerin hier einmal die Reißleine zieht, und sie in ihre
Schranken weist. Haben Ausländermaut und Herdprämie die Bundesregierung nicht
schon genug blamiert?
Dann kam mit dem verabscheuungswürdigen Attentat auf die Kölner
OB- Kandidatin der Tag der Heuchler.
Ausgerechnet Innenminister De Maiziere beklagte nun eine
Radikalisierung der Flüchtlingsfrage. Dabei ist er selbst der größte
Scharfmacher, der am liebsten sofort die Grenzen dicht gemacht hatte, und im
Heute- Journal gegen Flüchtlinge hetzte. Ein typisches Beispiel für einen
Brandstifter als Feuerwehrmann. Ein Dieb, der ruft: “Haltet den Dieb!“
Ins Grenzen- dicht machen Horn, stößt auch Rainer Wendt,
Chef der Deutschen Polizei- Gewerkschaft, der den sofortigen Bau von Zäunen,
entlang der deutsch-österreichischen Grenze fordert. Die NPD UND DIE
Schleuseer- Innung werden ihn für diesen Vorschlag sicher beklatschen, ebenso
den größten Teil des Bundestages, der mit dem neuen Asyl -Gesetz das Geschäft
der Schleuser beleben wird.
Statt derartig idiotische Vorschläge zu machen, die den Forderungen
von Gida- Idioten, NPD und AFD entgegen kommen, sollte Herr Wendt seine Energie
lieber darauf verwenden, sich für mehr Personal in den Polizei und
Grenzschutz-Dienststellen einzusetzen, die hunderttausende Überstunden vor sich
her schieben, und am Rande ihrer Leistungsfähigkeit angekommen sind. Das wäre
doch eigentlich die Aufgabe eines Polizei-Gewerkschaftsbosses.
Noch wichtiger aber als die personelle Aufstockung der
Polizei ist die Bekämpfung von Hass und Gewalt. Daher zum Abschluss ein sehr
anhörenswerter Kommentar von Oliver Kalkhofe
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